Hiddensee-Marathon 2020

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Hiddenseemarathon 2020: 70 Km Offshorerennen unter Coronabedingungen

Ein Erfahrungsbericht von Marcus Schmietendorf

Der Hiddenseemarahton ist ein Offshorerennen für Kajaks, Surfskis und Outrigger. Beginnend vom Anleger des Stralsunder Kanuclub, Hiddensee umrundend und zurück nach Stralsund geht es vorbei an einmaliger Natur über Ostsee und Boddengewässer.

Das Orgateam des Stralsunder Kanuclub stellt dabei mit viel Herzblut und Einsatz super Bedingungen auf die Beine: Auf der Wettkampfbesprechung wird man bestens auf alle Eventualitäten vorbereitet. Das Rennen selbst ist durch etliche Begleitboote abgesichert, man fühlt sich total sicher. Nach dem Rennen ist für alles gesorgt: Kuchen, Brötchen, Obst und Gemüse bei der Ankunft, Grillen am Abend und normalerweise (ohne Corona) ein super gemütliches Beisammensein.

2 Wochen vor dem Termin 27.06. 2020 kam das O.K. vom Orgateam des Stralsunder Kanuclub, das ihr Hygienekonzept von den Behörden genehmigt wurde. Statt 70 waren nur 40 Boote zugelassen.

Die Wettervorhersage war hervorragend: schwachwindig aus Südost, später Ost. Allerdings sehr warm bei bis zu 28°C. Abends evtl. Gewitter.

Gestartet bin ich mit einem Nordkapp Yubilee als sichere Variante, in dem ich auch mal die Sitzposition ändern und die Beine ausstrecken konnte, anstelle eines schnelleren aber unbequemeren Oceanracers.

Mir ging es um diese Ziele in der Reihenfolge:

  1. verletzungsfrei bleiben.
  2. ankommen.
  3. wenn möglich unter 10 h bleiben.

Morgens um 6 Uhr ging es los bei klarem Himmel, Südostwind 2 und 23°C. Ich bin das Rennen gemächlich angegangen, hab nur auf effiziente Paddeltechnik, frühzeitige Sitzpositionsänderungen und regelmäßige Nahrungsaufnahme geachtet. Eine Ausstiegspause hatte ich fest eingeplant am Enddorn (~km36/Nordostspitze von Hiddensee), egal wie nötig ich sie hätte.

Mein ohnehin schon schweres Boot (der Vorbesitzer legte viel Wert auf Stabilität) war beladen mit 5l energiereicher Flüssignahrung (Peronin), 3,5l Wasser (sollte ja ein heißer Tag werden), jede Menge Müsliriegel, Brot und Wurst, falls ich Appetit auf was Festes kriege oder keine Lust mehr auf Peronin habe. Natürlich viel zuviel, aber egal, sicher ist sicher.

Es lief hervorragend: Ich fand nach 5 km meinen Rhythmus und genoss die Ostsee und die einmalige Landschaft. Ich war zwar gefühlt extrem langsam gestartet, doch die Zwischenzeiten machten bereits Hoffnung auf eine Zeit unter 10 Stunden, wenn nichts Unvorhergesehenes geschehen würde. Die Pause am Enddorn (15 min.) diente der aktiven Erholung mit Dehnen+Füße vertreten. Ab km 45 kam dann langsam der Kirchturm von Stralsund in Sicht, die Landschaft rückte in immer weitere Ferne, weil der Bodden breiter wird. Man fährt stur Kurs Richtung Süden. Ab da wird es langsam ein Charaktertest. Die Silhouette von Stralsund kommt kaum näher. Also teilte ich mir die Strecke in 5-km-Etappen als Kleinziele ein. Durch Querabpeilung bestimmter Landmarken kann man seinen Standpunkt ermitteln. Dass ich in guter Verfassung war, merkte ich daran, dass ich nur durch effiziente Paddeltechnik andere Boote einholen konnte. Ab km 60 merkte ich, dass es nicht zu einem Einbruch kommen würde. Ich vernachlässigte die Energiezufuhr, setzte die letzten 10 km zu einem leichten Endspurt an und hatte noch das realistische Ziel, unter 9h bleiben zu können. Das klappte zwar nicht (Endzeit 9:03h), dafür holte ich aber noch 2 Boote ein und konnte am Ziel entspannt aussteigen (ich hatte enormen Respekt vor unschönen Szenen mit Krämpfen beim Aussteigen, gesehen auf Videos vergangener Jahre).

Nochmal ein ganz herzliches Dankeschön an das Orgateam des Stralsunder Kanuclub: Ganz ganz große Klasse, was Ihr auf die Beine stellt! Im Anschluss an den Marathon folgte übrigens noch die Stralsunder Kanuwoche, in der man die umliegenden Ostsee- und Boddengewässer in Ruhe durch geführte Touren des KCS genießen konnte.

Ich war mit Sicherheit nicht das letzte Mal beim Marathon dabei, vielleicht kommt der ein oder andere TURA´ner mit – man kann auch als Dreier-Staffel starten.

Quelle der Fotos: Stralsunder Kanuclub