Winterpaddeln auf der Mecklenburger Seenplatte
Ein Bericht von Tanja und Detlef Bobenhausen
In der Zeit vor Corona hatten wir uns regelmäßig eine gute Woche Kanaren während des deutschen Winters gegönnt. Damit wurde die Wartezeit auf die nächste Paddelsaison angenehmer.
Corona bedingt lassen wir das jetzt ausfallen und investieren das eingesparte Urlaubsgeld in Trockenanzüge, um auch im Winter warm und geschützt paddeln zu können.
Mit den farbenfrohen Anzügen erschrecken wir zunächst die Nutrias in der überfluteten Hamme. Danach meistern wir auch zum ersten Mal die vereinseigene Lesum-Treppe und fühlen uns bereit für die Mecklenburger Seenplatte im Winter..
Seit dem Mauerfall machen wir das zur Sommerzeit, mit und ohne die von Lutz und Marianne organisierten TURA-Tour, immer wieder. Was soll da also schiefgehen?
Gut, es wird kälter als im Sommer sein. Dafür aber stiller, keine Motorboote und Natur pur. Das kann schöner als ein Kanaren-Urlaub sein.
An einem Nachmittag Anfang März erreichen wir unsere Ferienwohnung mit eigenem Hafenbecken. Direkt neben der Terrasse können die Boote eingesetzt werden. Das ist kaum noch zu steigern. Wir legen die Trockenanzüge an und starten zur ersten Tour durch den Labussee, die Dollbeck, den Gobenowsee und die Drosedower Beek zum Rätzsee. Au ja, das ist besser als die Kanaren. So darf es weiter gehen.
Hier pausieren wir am nächsten Tag auf dem Großen Pälitzsee. Mit so einem Anzug und kuscheligem Fleece darunter, geht das genauso gut wie im Sommer.
Am darauffolgenden Tag lernen wir, dass ein Trockenanzug nicht alle paddeltechnischen Probleme lösen kann.
Was wir gedanklich überhaupt nicht auf dem Schirm haben: Süßwasser neigt dazu, bei 0 °C seine Konsistenz zu verändern. Aus flüssig wird fest, was ganz schlecht fürs Paddeln ist.
Eine Prüfung der Eisschichtdicke ergibt, dass ein Einsetzen der Boote am Ausgang des Hafenbeckens im Moment noch möglich ist. Wie es bei unserer Rückkehr aussehen wird, das bleibt abzuwarten.
Kaum in die Boote eingestiegen, steigen wir zum Umtragen auch schon wieder aus. Geschleust wird in Canow erst ab 1. April.
Auch in der Schleusenkammer befindet sich eine Eisschicht. Das Unterwasser ist dann wieder eisfrei, zumindest gilt das bis zur Engstelle des Kleinen Pälitzsees beim Campingplatz Canow. Hier sind 30 m dünnes Eis zu überwinden. Wer Tanja und mich kennt, weiß, dass wir das den Booten nur sehr ungern zumuten. Es ist aber schon etwas besser geworden mit uns.
Der weitere Paddeltag Richtung Groß- und Kleinzerlangen und Schleuse Strasen verläuft eisfrei. Das gilt natürlich nicht für die notwendige Rückkehr in unseren Privathafen.
Egal, wir lernen, was das Winterpaddeln betrifft, jetzt etwas dazu. Das ist auch dringend nötig, denn die Eissituation am folgenden Tag verschärft sich weiter.
Es geht auf dem einsamen Labussee Richtung Schleuse Diemitz. Am Ausgang des Sees, vor dem Schleusenkanal, hat der Wind dünnes Eis zusammengetrieben.
Wir kämpfen uns bis Bibertours zur Schleuse Diemitz vor. Dort ist die Bucht fast vollständig vereist.
Wir fahren zurück zum Labussee und dann weiter zur Dollbeck. Wie hier zu sehen ist, haben wir einiges versucht die Dollbeck zu bezwingen…
Die Eisdecke wird dicker.
Ist die Fahrrinne noch paddelbar und wenn ja für wie lange?
Tanja prüft, ob es nach der Kurve wieder offener wird.
Gegen Mittag haben wir dann eingesehen, dass es nicht weitergeht. Es ist besser zurück zur Ferienwohnung zu paddeln, die Wanderschuhe anzuziehen und an Land die Natur zu genießen. Unseren liebgewonnenen Trockenanzug haben wir dabei natürlich nicht getragen.
Trockenanzüge sind fürs Paddeln bei Kälte eine tolle Sache.
Bei der nächsten Wintertourenplanung werden wir den Aggregatzustand des Wassers auf jeden Fall berücksichtigen.
Trotz Eis dürfen wir knapp 80 km in unserem Fahrtenbuch notieren und zählen uns ab jetzt zur Spezies der Ganzjahrespaddler.