Bubblefest Bremen 2024 – Squirtboating at it’s best

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Eine bewegte schnell fließende Wasseroberfläche mit chaotischen Strudeln, aufpilzendem Wasser und gegeneinander laufenden unterschiedlich schnellen Strömungen und Kehrwassern. In diesem Strömungschaos ein für Szenefremde skuriles Bild: Menschen mit Helmen, die teilweise ab dem Bauchnabel aus dem Wasser herausschauen, als könnten sie auf der Flusssohle laufen. Bei anderen sind, mehr untergetaucht, als über der Wasseroberfläche, extrem flache, wie platt gedrückte recht kurze Bootskörper zu erkennen. Das Bild erinnert an Surfer, die auf die „perfekte Welle“ warten.

das soll so!

Es sind jedoch Freestyle-Kanuten, die nach dem perfekten „Mystery Move“ streben. Dabei gilt es, mit dem Kajak möglichst lange vollständig abzutauchen. Die Zeit unter Wasser heißt „downtime“. Wettkampfziel ist die längste downtime. Das gelingt mit den extrem kleinvolumigen Kajaks in den starken Stomverschneidungen. Diese sind in der Lesum beim Mittelpfeiler der alten Burger Eisenbahnbrücke besonders ausgeprägt – ein Hotspot des Squirtboating. Normalerweise finden solche Wettkämpfe in großen Wildwasserbächen statt. An der Burger Brücke stellt der Gezeiteneinfluss eine Besonderheit dar. Zwei Stunden vor Niedrigwasser entstehen hier besonders starke Strömungen hinter dem Brückenpfeiler, die mit ausgeprägten Kehrwassern und Strudeln hervorragende Möglichkeiten für Mystery Moves bieten. Die Verschneidung anpaddelnd, werden die Paddler unvermittelt, aber vorsätzlich vom trüben Fluss verschluckt. Noch einige fast verzweifelt wirkende Paddelschläge mit den hochgestreckten Armen und sie sind weg. Dem unbedarften Zuschauer stockt der Atem. Einige Sekunden später aber taucht zunächst der Helm, dann der ganze Paddler wieder auf – jedenfalls zu großen Teilen. Puh, die Anspannung löst sich beim Beobachter!

An einem Augustwochenende 2024 veranstalteten die Squirtboater von TURA-Bremen erstmals eine internationale Mystery Move-Meisterschaft an ihrem Heimattrainingsort an der Lesum. Insgesamt 11 Starterinnen und Starter kamen dafür aus ganz Deutschland angereist an die Lesum. Für die Internationalität sorgten Gäste aus England und Uruguay(!).

Nach einem gemütlichen Begrüßungsessen am Lesumer Marktplatz am Freitagabend startete die Veranstaltung am nächsten Tag mit einer zweistündigen Trainingseinheit an der Eisenbahnbrücke in Bremen-Burg – zum kennenlernen gewissermaßen.

Trainingsbeginn am Samstag

Die Teilnehmenden zeigten sich nach dieser ersten Trainingseinheit begeistert von dem Mysteryspot, da hier eine gute downtime weitgehend gefahrlos möglich ist und wildwassertypische Gefahren auf der Lesum nicht auftreten.

Beschwingt vom Start in den sonnigen Samstag beschloss das Teilnehmerfeld spontan, für eine zweite Trainingseinheit nach Wardenburg zu fahren, um auf der derzeit viel Wasser führenden Hunte den zweiten Mysteryspot der Bremer Locals kennenzulernen.

Ausflug zur Hunte

Hier verbrachten die Paddler weitere 2 Stunden mit ausgiebigem Training. Glücklich und erschöpft kehrte die Gruppe abends zu TURA zurück und zog hungrig zum „Griechen“ am Lesumer Schützenplatz. Am Abend gab es noch Paddelabenteuergeschichten und die Squirtboater gingen müde aber voller Vorfreude ins Bett, da der große Wettkampf am Sonntag bevorstand.

Nach kurzem Frühstück am Sonntagmorgen wollten alle möglichst schnell zur Burger Brücke, um die verbleibende Zeit vor dem Wettkampf noch für Übungen zu nutzen.

Teilnehmende vor dem Wettkampf

Der offizielle Wettkampf zum International Bubblefest Bremen begann mittags. Trophäen konnten hierbei in den 3 Kategorien ergattert werden: Deutsche(r) Meister(in) Mystery Move, Sieger(in) Bubblefest und bester Mystery Move Damen gewinnen. Während für die deutsche Meisterschaft im Mystery Move die längste einzelne downtime gewertet wurde, siegte man in der Kategorie Bubblefest mit den aufsummierten Zeiten von insgesamt 5 Mystery Moves.

Das Starterfeld war hochkarätig besetzt, nahezu alle aktuellen Nationalteamfahrer/innen dieser Bootsklasse waren anwesend, zusätzlich ehemalige Mitglieder des Nationalteams sowie ein ausgewiesener downtime Spezialist aus England.

In der Bubblefestwertung mit den 5 addierten Mystery Moves konnte der Turaner Philipp Köster mit starken 15,05 einen sehr guten 5. Platz erreichen.

Ergebnisliste

Sein Vereinskamerad Finn Krössig setzte seine Ausnahmewettkampfsaison fort und konnte nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft Im Squirtboatfreestyle und der sensationellen Silbermedaille beim Kanuweltcup in Plattling mit 26,33 Sekunden eine weitere Silbermedaille beim Bubblefest einfahren. Der dritte Turaner, Altmeister Mike Lochny, überbot dies noch einmal und errang mit insgesamt 43,42 Sekunden downtime die begehrte Stadtmusikantentrophäe.

In der Kategorie Deutsche Mystery Move Meisterschaft, bei der ja die längste einzelne Downtime zählte, gewann Nationalteamfahrerin Nele Barwich die Damenwertung. In der Gesamtwertung belegt das Warturmer Squirtboat-Urgestein Mirco Huntemann mit 7,96 sec den dritten Platz. Vor ihm lag der Brite Tom Bailey, der mit 10,39 sec in seinem letzten Lauf überzeugen konnte. Den ersten Platz belegt auch hier Mike Lochny (TURA), der mit 15,25 Sekunden seinen Heimvorteil am Wettkampfort ausspielen konnte.

Insgesamt bot das Wochenende tolle Erlebnisse für Teilnehmer und Beobachter. Die Begeisterung der hier aktiven kleinen, fast familiären Szene von Squirtboat-Enthusiasten sprang auf die am Wettkampfort versammelten Fans zweifellos über. Teilnehmer wie Fans freuen sich auf eine mögliche Wiederholung des Bremer Bubblefest 2025.

Ein kurzes Video von Ronald Schnor der Veranstaltung

Podium für das Bubblefest

Podium für den besten Mystery Move bei den Damen

Podium Deutsche Mystery Move Meisterschaft