Seekajaktour in der Dänischen-Südsee

Gruppe: Heiko Lucht, Wilfried Mix, Peter Siemers, Volker Zimny

Es sollte mal wieder eine Seekajaktour in Dänemark sein. Hier auf der Ostsee sind keine Gezeiten und es kann zu jeder Zeit (wenn die Bedingungen stimmen) gepaddelt werden. Der Tidenhub kann in diesem Bereich vernachlässigt werden. Wenn Tidenhub auftritt, dann nur durch Windeinwirkungen. Somit sind die Voraussetzungen für die Abfahrtzeiten ideal – kein Stress mit Uhrzeiten etc.

Am Freitagnachmittag treffen wir uns am Bootshaus. Schnell sind die Boote auf die zwei Autos verladen, das Gepäck verstaut und die Anfahrt nach Dänemark kann beginnen. Das Nadelöhr Hamburger Elbtunnel wird ohne Stau passiert. Nach ca. 4 Stunden Fahrt sind wir an unserem Ziel Fynshavn auf der Insel Als angekommen.

Auf dem Marinagelände ist es sehr ruhig. Viele Liegeplätzen sind nicht besetzt. Der Hafenmeister ist Weit und Breit nicht zu sehen. Im Aufenthaltsraum sitzen einige Fischer die ich frage, wo wir unsere Zelte aufbauen können. Freundlich wird mir gesagt, das auf dem kleinen Rasenstück neben der Slipanlage die Zelte aufgestellt werden können.

Am nächsten Morgen werden wir mit etwas Sonnenschein beim Zeltabbau erwärmt. Unsere Autos stellen wir auf dem Marinagelände ab. Der Hafenmeister ist immer noch nicht vor Ort. Wir legen unser Übernachtungsgeld in einen Umschlag, der dann im Türschlitz am Hafenbüro eingeworfen wird.

Die Voraussetzungen für die Überfahrt des kleinen Belts sind heute sehr günstig. Der Wind hat auf Nordwest mit 4 Beaufort gedreht. Ideal für unser Ziel die Insel Lyö. Die Insel Lyö war früher dicht mit Wald bewachsen und Jagdrevier der dänischen Könige. Die flügellose Windmühle obendrauf soll unser Ansteuerungspunkt sein. Wir setzen unsere Boote an der Slipanlage ein. Ein Segler ebenfalls aus Bremen legt zur gleichen Zeit ab. Gemeinsam verlassen wir den Hafen. Seine Fahrt geht Richtung Nordwest. Gegenseitig wünschen wir uns eine gute Tour. Wir aber haben den Kurs Nordost. Mit Kompasskurs 60 Grad geht es auf den kleinen Belt hinaus. Die Überfahrt nach Lyö hat eine Gesamtlänge von 19 Kilometern. Die Querung kleiner Belt ist hierbei 11 Kilometer.

Nach 3 Stunden legen wir am Fähranleger auf Lyö an. Hier ist auch ein kleiner Seglerhafen. Viele deutsche Segler liegen hier. Wir werden sofort angesprochen. Man hätte schon von uns gehört, weil wir die Gruppe sind, denen das Zelt vom Wind zerrissen wurde. Wir klären das Missverständnis auf, weil wir es nicht sein können, da wir erst heute in Fynshavn losgefahren sind. Das Hafenbüro ist hier ebenfalls verwaist. Der Hafenmeister kommt erst gegen 19.00 Uhr. In ummittelbarer Nähe ist ein Imbiss. Dort fragen wir nach einer Zeltmöglichkeit. Der junge Mann erlaubt uns in Strandnähe im Windschutz zu Zelten. Zwischenzeitlich hat der Wind auf mindestens 5 Beaufort zugelegt. Am Abend bekommen wir noch Besuch vom Hafenmeister. Ein kurzes Gespräch mit ihm und die obligatorische Hafengebühr wird entrichtet. Dafür können wir den Aufenthaltsraum mit Kochgelegenheit nutzen. Die abendlichen Temperaturen sind doch erheblich kühl. Wir aber sitzen warm und trocken.

Am nächsten Morgen hat der Wind auf West gedreht. Mit 5 Beaufort werden wir in Richtung Halbinsel Knolden getrieben. Am hohen gelbbraunen Steilufer bekommen die Boote immer mehr Fahrt, sodass wir ins Surfen kommen. Die Bootsspitzen bohren sich in den vorderen Wellenberg sodass man aufpassen muss, dass sie nicht die Richtung verlieren. Nachdem wir Knolden passiert haben, wechseln wir die Richtung nach Norden um im Seglerhafen Faaborg auf der Insel Fünen anzulegen.

Durch den Windschutz ist hier die See spiegelglatt. Kurz vor Faaborg öffnet sich eine Bucht, hier bekommen wir den Wind voll von der Seite. Völlig durchnässt erreichen wir den Seglerhafen. Wir dürfen unsere Boote auf dem Gelände vom Segelverein ablegen.

Nachdem wir uns umgezogen haben geht es zu Fuß ins Städtchen Faaborg. Das Handelstädtchen an der Südküste von Fünen hat Fährverbindungen zu den Inseln Aerö und Lyö. Faaborg ist eine lebendige Stadt. Das sehenswerte Museum am Ende der Fußgängerzone mit dänischer Neoklassik wurde der Stadt von dem Fabrikanten Mads Rasmussen im Jahr 1910 geschenkt. Um 1400 wurde die Stadt mit Wällen und Mauern sowie Palisaden befestigt. Als einziges Monument steht noch das eindruckvolle Vesterport. Faaborg ist schon ein Besuch wert.

Ein leckeres Eis beendet unseren Rundgang durch das Städtchen. Jetzt geht es mit Rückenwind zum Campingplatz Nab. Wir setzen unseren Schleppdrachen ein. Unsere 4 Boote ziehen gurgelnd durch das Wasser. Kurz vor Nab wird der Drachen wieder eingeholt und die letzten Meter werden mit eigener Kraft zurückgelegt.

Nach dem ausgiebigen Frühstück im neu erbauten Aufenthaltsraum auf dem Campingplatz starten wir zu unserem Ziel Svendborg. Wir wollen vorbei an den Inseln Avernakö, Drejö und Skarö in den Svendborgsund paddeln. Interessiert werden wir von einer holländischen Urlauberfamilie beobachtet.

Auch heute hat sich der Wind nicht gelegt. Mit kräftigem Schiebewind aus West fahren wir Svendborg entgegen. Schon von Weitem ist die hohe Straßenbrücke von Fünen nach Tasinge zu sehen. Alte Segelschoner teilweise mit 3 Masten bieten immer wieder Abwechselung. Svendborg ist eine Stadt mit langer und berühmter Seefahrtstradition. Der berühmte Reeder A.P. Möller gründete hier im Jahr 1912 seine „Dampskibsselkap“ und baute einige Jahre später auf Frederiksö die „Svendborg Skibsvaerft og Maskinbyggeri“. Gegen Mittag sind wir beim Kajakklub Svendborg angelangt. Leider können wir nicht im Kajakclub übernachten.

Wir machen erst mal eine ausgiebige Pause und überlegen, wie wir weiter fahren wollen.

Vor einigen Jahren wurden wir sehr freundlich vom Ruderklub Rudköbing aufgenommen. Doch Rudköbing ist auf Langeland. Das sollte eigentlich unsere nächste Station nach Svendborg sein. Aufgrund der kühlen Temperaturen am Abend und dem nicht einschlafenden Wind, wollten wir nicht unbedingt zelten.

So entschließen wir uns weiter nach Rudköbing zu paddeln. Wir fahren durch den schmalen Sund zwischen Tasinge und Thurö. Am Ort Troense vorbei wo sich ein sehenswertes Schifffahrtsmuseum befindet. Vor einigen Jahren haben wir dieses Museum besucht. Ein wirklich lohnenswerter Abstecher. An der Südostspitze von Tasinge steht das Valdemar-Schloß. Hier ist ein „Orlogs Museet“ (Kriegsmuseum) untergebracht. Seeschlachtenbilder in der Köge Bucht, Modelle von Orlogsschiffen und Geschütze von früher sind hier zu bewundern. Wir lassen das Schloss an unserer rechten Seite liegen und werden mit dem Westwind über die Bucht in Richtung Langeland getrieben.

Kurz vor der Langelandbrücke zieht eine mächtige Front durch. Die Wellen werden immer höher und die Wellenkämme beginnen abzureißen. Mit enormer Kraftanstrengung kommen wir bis vor das Bootshaus des Ruderklubs Rudköbing. Später haben wir von Seglern erfahren, dass die Front mit Windstärke 8 durchgezogen ist.

Wir freuen uns, dass wir im Bootshaus übernachten können und lassen den Abend gemütlich bei einem Glas Wein ausklingen.

Am nächsten Morgen beratschlagen wir, wie wir weiter fahren wollen. Der Westwind ist natürlich nicht weniger geworden. Für die Strecke Rudköbing bis nach Aerosköbing auf Aerö hätten wir auf 25 Kilometern den Wind von vorne. Deshalb entschließen wir uns um 12.00 Uhr mitsamt den Booten die Fähre nach Marstal zu benutzen. Unterwegs sehen wir wie ein Küstenpatrouilleboot, welches zwischen Aerö und Tasinge hin und her pendelt. Vor Marstal ist nämlich eine großes Flach und es kann leicht passieren, dass Sportboote aufgrund des Windes darauf gedrückt werden.

In Marstal besuchen wir noch vor unserer Abfahrt nach Aerosköbing im Hafengebiet ein Restaurant. Leckeren Fisch und ein kleines Bier lassen wir uns munden. Im Hafen der nahe gelegenen Bootswerft lassen wir unsere Boote zu Wasser und fahren in Richtung Aerosköbing. Nach 15 Kilometern Fahrt erreichen wir den Hafen. Schnell sind unsere Zelte aufgebaut.

Im Windschatten der Marinagebäude lassen wir uns das Abendbrot schmecken. Doch die Temperaturen haben absolut nichts mit einem Sommerabend zu tun. Im Gegenteil, es ist Grogwetter. Grog ist ein norddeutsches Nationalgetränk. Viel Rum, ein wenig Zucker und heißes Wasser dazu. Gut durchgewärmt liegen wir später in unseren Schlafsäcken.

Am nächsten Morgen, wir können es kaum glauben, der Wind ist fast eingeschlafen, Die See ist nur leicht gekräuselt. Erste Segler verlassen mit uns den Hafen. An der Ostseite von Aerö geht es in Richtung Nordwest nach Söby.

Wir brauchen aber gar nicht lange zu Warten. Immer wieder ziehen Fronten mit Regen und Starkwind durch. Dieses Wetter begleitet uns bis zur Hafeneinfahrt Söby. Das Städtchen mit seinen ca. 1000 Einwohnern liegt hinter den Hügeln am Nordufer. Sehenswürdigkeiten, die mit Aerosköbing oder Marstal wetteifern könnten, hat Söby nicht. Söby lebt von seiner Werft, Maschinenfabrik, Fischkutterflotte und dem Fährbetrieb und nicht zuletzt von den vielen Seglern, die in der Marina festmachen.

Wer Lust hat und gut zu Fuß ist, wandert zu dem ca. 5 Kilometer entfernten Leuchtturm Skoldnäs. Vom Leuchtturm hat man eine wunderbare Aussicht auf das dänische Inselmeer. Wir frischen im nicht weit entfernten „Super Brugsen“ unsere Vorräte auf und genehmigen uns am Hafenkiosk ein dänisches Bier und leckere Pommes Frites.

Am Abend wird noch einmal die Route für den nächsten Tag besprochen. Es soll auf jeden Fall Mommark auf der Insel Als angelaufen werden. Da wir aber noch zwei Fahrtentage bis zu unserer eigentlichen Abreise haben, kommt die Idee auf, nach Sonderborg zum Kajakklub zu fahren. Doch auf eigenem Kiel ab Söby wären das weit über 50 Kilometer. Bei den vorherrschenden Wind- und Wetterbedingungen ist uns die Entfernung zu lang. Wir wissen ja, wie die Fahrt nach Rudköbing abgelaufen ist. So entschließen wir uns am nächsten Morgen um 10.00 Uhr die erste Teilstrecke Söby-Mommark mit der Fähre zu fahren.

Gegen 12.00 Uhr legen wir am Strand von Mommark ab. Der Zeltplatz von Mommark existiert nicht mehr. Das ehemalige Sanitärgebäude ist in einem verwahrlosten Zustand.

Mommark kann nach unserer Meinung nicht mehr als Start/Ziel Hafen genutzt werden, weil sämtliche Infrastruktur fehlt.

An der Ostseite von Als fahren wir in Richtung Leuchtturm Gammel Pöl. Kaum haben wir die Spitze umrundet, hat uns der Wind wieder. Die Wellen werden immer höher und wir kämpfen uns weiter bis zum Leuchtturm Kegnaes. An der Südwest Seite von Kegnaes werden wir bis hinter dem Horup Hav noch einmal richtig gefordert. Ein alter Segelschoner hat uns wohl bemerkt und beobachtet unseren Ritt durch die Wellen. Nach über 5 Stunden Fahrt steigen wir völlig durchnässt am Anleger beim Kajakklub aus.

Ein Vereinsmitglied ist vor Ort und lässt uns ins Gebäude. Wir sind nicht das erste Mal als Gäste im Kajakklub. Vor einigen Jahren haben wir schon einmal die Gastfreundschaft kennengelernt. Die Stadt Sonderborg ist eine schöne, alte Hafenstadt. Viele alte Segler liegen in der Hauptsaison im stadtnahen Hafen. Ein Bummel durch die Strassen von Sonderborg mit vielen Geschäften und urigen Kneipen ist schon ein Besuch wert.

Heute, an unserem letzten Tag verlassen wir mit leichtem Regen und starker Bewölkung Sonderborg in Richtung Dyvig. Der schmale Alssund wirkt anfangs eher wie ein breiter Fluss. Erst in Höhe vom Augustenborg Fjord ändert sich das Uferbild. Wir fahren jetzt in Richtung Nordwest. Kurz vor der Fähre Ballebro „erwischt“ uns wieder eine Front. Wir suchen Schutz in einem kleinen Sportboothafen um abzuwettern. Die Stimmung ist nicht besonderlich. Es ist kalt und der Regen tut ein übriges. Die Front ist zwar durch, hat uns aber den Wind wieder gebracht. Da die Einfahrt zur Ortschaft Dyvig fast am Ende der Insel Als liegt, fahren wir so weit hoch, damit der Rückenwind uns in den Sund schieben kann. Was für ein Vergnügen. Wir Surfen mit Leichtigkeit in den Sund hinein. Kurz vor dem Ende ist noch eine Engstelle. Hier müssen wir aufpassen, weil ein Fischerboot uns entgegenkommt.

Am Anleger vom Nordborg Roklub steigen wir aus und beenden unsere Fahrt. Nach insgesamt 7 Fahrtentagen und einer Strecke von 174 Kilometern durch das dänische Inselmeer mit vielen Eindrücken steht für uns fest, dass wir irgendwann wieder gemeinsam starten werden.

Kurz-Info
Camping:
Wir haben nur einmal auf einem öffentlichen Campingplatz (Nab/Faaborg) gezeltet.

Marinas
Nur nach Anmeldung beim Hafenmeister wurden die Zelte aufgebaut.

Roklub (Ruderklub):

Nach tel. Anmeldung war eine Übernachtung möglich.

Kajakklub:
Nach tel. Anmeldung war eine Übernachtung möglich.

Seekarten:
Lillebaelt S-Lige Del 152S,

Farvandet Syd for Fyn 170S

Seekajaks:
Iceflow 3 Abschottungen, Pumpe, Hecksteuer, Kompass
Mariner 3 Abschottungen, Pumpe, Skeg, Kompass
Nordkap Jubilee 3 Abschottungen, Pumpe, Skeg, Kompass
Nordkap HM 3 Abschottungen, Pumpe, Skeg, Kompass

Persönliche Voraussetzungen:
Es ist unerlässlich, dass Kenntnisse in Navigation, Wetter, Wind und einwandfreie Bootsbeherrschung und Kondition vorhanden ist. Die Wiedereinstiegsmethoden müssen bekannt sein. Zur Erlernung der Wiedereinstiegsmethoden bieten sich die Sicherheitstrainingstermine in den LKV’s an.

Zur Ausrüstung gehören ebenfalls Seenotmittel, Seekarten, Bootswagen, zweckmäßige Kleidung (Funktionsunterwäsche, Neopren oder ähnlich) sowie eine Schwimmweste. Die Fahrt muss so geplant werden, dass bei Starkwindtagen keine Terminschwierigkeiten auftreten und somit gefährlich werdende Abfahrten stattfinden müssen.

Gefahrene Etappen:

Fynshavn bis Lyö 18km Nordwest 4

Lyö bis Nab 19km West 5

Nab bis Rudköbing 51km West 5

Marstal bis Aerosköbing 10km Nordwest 5

Aerosköbing bis Söby 15km Nordwest 4-5

Mommark bis Sonderborg 34km West 5

Sonderborg bis Dyvig 27km West 5

von Volker Zimny