Stürmische Unterweser-Eisfahrt

Die „Eisfahrt nach Oberhammelwarden und zurück“ gibt es jetzt nahezu 20 Jahre, und wir haben dabei schon alle Wetterfacetten erlebt: dichten Nebel mit Kompassnavigation, eine „richtige“ Eisfahrt mit eisbedeckten Booten, frühlingshafte Temperaturen mit Picknick am Strand. Was wir noch nicht hatten, war eine Tour mit viel Wind und jede Menge Regen: So kam es diesmal.

Im Vorfeld die Wetterprognose: Wind aus West mit 5 Beaufort und 7’er Böen und ergiebiger Regen den ganzen Tag. Da wurde mir als Fahrtenleiter mit 9 Teilnehmer*innen doch etwas mulmig, deshalb die Bitte an alle, die Ausrüstung zu checken und die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Alle waren heiß auf die Tour, darum mein großer Dank an alle, die schweren Herzens abgesagt hatten. Die meisten kamen aber trotzdem ohne zu Paddeln zum Mittagstisch im „Ankerplatz“ in Oberhammelwarden, sodass dort eine richtig nette Runde zusammenkam.

Wir starteten mit 4 Paddler*innen bei weniger Wind als angesagt, und auch der Regen hielt sich in Grenzen und nahm erst im Laufe der Tour deutlich zu. Auch die Fahrzeit für die 22 Km Hintour fiel mit 2:15h deutlich kürzer aus, als von mir veranschlagt, sodass wir eine Stunde zu früh in Oberhammelwarden ankamen. Langsam trudelten die anderen Teilnehmer*innen, die per PKW anreisten, ein. Ob der deutlich moderateren Bedingungen musste ich mir einige Frotzeleien anhören, aber was soll man machen, man kann Touren ja nun mal nur nach bestem Wissen planen.

Das Essen war lecker, und als wir uns auf den Rückweg machten, hatte der Regen ganz aufgehört und der Wind eigentlich auch… Und so ließ ich alle Sicherheitsaspekte außer Acht (Schleppleine gut verstaut im Boot usw.), und wir stellten uns auf einen gemächlichen Rückweg ein. Bis Blumenthal war er es, doch dann kamen aus Nordwesten dicke Wolken, die sich schnell als Gewitter rausstellten. Mist, kurz vor Vegesack, wo man wegen der Spundwände nicht an Land kann und sich bei Wind, den ein Gewitter nun einmal mit sich bringt, gerne mal kabbelige Wellen aufbauen. Also die Devise: Die Außenkurve schnibbeln und möglichst schnell in die Lesum kommen. Wenn alle Stricke reißen: Auf dem kleinen Sand kurz vorm Anleger in Lemwerder abwettern. Der Wind nahm augenblicklich zu, mit Böen mindestens bis 8, wahrscheinlich mehr (bei Windfinder hieß es im Nachhinein 10 Beaufort am Flughafen), aber kam zum Glück direkt von achtern. Wir hatten tierisch Fahrt drauf, Lemwerder rückte näher. Aber dort abwettern? In jedem Fall die Weser queren… So entschloss ich mich, direkt Kurs auf die Lesum zu nehmen, selbst auf die Gefahr hin, dass wir Gegenverkehr haben könnten. Ich wollte auf keinen Fall eine Kenterung dadurch, dass der Wind bei der Querung der Weser von der Seite kommt. Und so schossen wir mit direktem Kurs in die Lesum, zum Glück fuhr die Fähre in Vegesack in deutlichem Abstand vor uns ab und kam uns nicht in die Quere. Der Regen prasselte wie irre und in Lemwerder ein Blitz, das hätte alles auch schiefgehen können.

Die Strömung in der Lesum war enorm, der Wind noch stark, als das Gewitter abzog, der Pegel in der Lesum schon so hoch, dass wir froh sein konnten, schon früh das Sperrwerk passiert zu haben. Es würde wenig später dicht gemacht werden.

Kurz und gut: Glück gehabt und in rekordverdächtiger Zeit (knapp 2 Stunden) zurück bei TURA. Eine Eisfahrt mit Wetter/Regenkapriolen frei nach Forest Gump: Mal kam der Regen kaum, dann stark und manchmal auch von unten.

Und die Moral von der Geschicht: Niemals leichtsinnig werden!

Danke an alle verantwortungsvollen Teilnehmer*innen.

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