Mal fix nach Juist – mit Emil

Mein Kumpel, mit dem ich mich vor längerem für das Wochenende für eine Nordsee-Tour verabredet hatte, musste am Donnerstag kurzfristig absagen.

Aus dem Verein hatte niemand Zeit. Notfalls würde ich auch alleine fahren, aber mit anderen zusammen ist es schöner. So fragte ich über die WhatsApp-Gruppe der ostfriesischen Küstenpaddler an, ob ich mich jemandem anschließen könne. Ich hatte die Nachricht kaum abgeschickt, da meldete sich schon mein Freund Falk aus Aurich und bot mir an, mit seinem Bekannten nach Juist zu fahren. Nach einem kurzen Telefonat hatten wir Route und Abfahrt am Samstagvormittag festgelegt.

Freitagmittag schrieb Falk dann, dass sein Bekannter abgesagt hatte, dafür hatte er aber den 14-jährigen Emil, „unseren Überflieger“, aus seiner Auricher Jugendgruppe für unsere Tour gewinnen können.

Ich war auf Emil gespannt. Welcher 14-Jährige paddelt schon im Winter bei vorhergesagten 6er-Böen alleine mit zwei „alten Männern“ nach Juist, um dort auch noch zu zelten?

Nun, Emil gab sich anfangs recht cool und wortkarg. Wer könnte ihm auch etwas Nervosität verübeln? Zunächst war ich in Sorge, dass einen Jugendlichen die Bedingungen einer mehr als zweistündigen Überfahrt mit Gegenwind vielleicht überfordern könnten. Ich erfuhr aber, dass er bereits seit 6 Jahren paddelt, ein guter Roller ist und auch schon auf Borkum und mehrfach auf Spiekeroog gewesen ist. Auf Juist war er jedoch noch nicht. Nicht zuletzt kannte Falk ihn gut und bemerkte, mit nur leichtem Grinsen, dass er Emil im Sprint nicht das Wasser reichen könne. Als ich dann auch noch sah, wie fix und versiert Emil seine Ausrüstung staute, war ich beruhigt: Das klappt!

Von Norddeich nach Juist Hafen sind es gut 12km. 290° bei SW 4-5 bedeuteten 2,5 Stunden konstant Wind schräg von vorn. Emil nahm die Wellen sicher und hielt mit seinem neuen Grönlandpaddel locker unser gar nicht mal so langsames Tempo. Meine gelegentlichen regionalen und nautischen Erläuterungen quittierte er stets nur mit einem trockenen „Ja“. Ob ich ihn wohl genervt habe?

In der Ferne passierten wir den Flughafen und die Jugendbildungsstätte. Gegen Ende zog es sich etwas. Der segelförmige Hafeneinfahrtsturm wollte nicht recht näher kommen und die Arme wurden etwas lang.

Doch irgendwann liefen wir in den Hafen ein und schlugen unsere Zelte in der im letzten Winter von Falk, mir und einigen weiteren Paddlern eingeweihten DKV-Küsten Kanu Station, direkt im Segelklub Juist auf.

Nach einem Begrüßungs-Kinderpunsch mieteten wir uns gleich Räder und fuhren ans Westende der Insel, wo wir an der Bill die Verwüstungen inspizierten, die der letzte Wintersturm „Zoltan“ angerichtet hatte. Teile einer alten Flakstellung waren dort aus den weit abgetragenen Dünen gebrochen. Die Westbake war umgefallen.

Am nächsten Tag rollerten wir die Boote von der Süd- zur Nordseite der Insel, um seeseitig zurückzufahren.

Der Wind hatte inzwischen auf Süd gedreht, eine leichte Brandung stand aber trotzdem am Strand. Emil meisterte sie stoisch und problemlos und mein Respekt vor ihm wuchs noch weiter. Natürlich war der Seegang hier vor der Küste interessanter als auf der Wattseite und da zudem auch der Wind in Landdeckung kaum störte, war die Freude eine Doppelte. Emil war inzwischen lockerer geworden. Er fragte nach meinen Reisen und berichtete von seinen Fahrten. Nach 8 km rundeten wir Kalfamer, die Ostspitze, und hielten nun durch das Busetief genau auf Norddeich zu, wo wir trotz längerer Strecke durch die abwechslungsreichere Fahrt viel entspannter anlandeten als am Vortag. Mit einem gemeinsamen Fischimbiss ging die erlebnisreiche Fahrt zu Ende.

Eines ist schon mal ganz klar: von Emil werden wir in der Seekajakszene noch so einiges hören!