Leuchtturm­wärter auf Tour

ein Bericht von Jens Krössig

Kurz vor Pfingsten, ich war gerade von Spiekeroog zurück, kam Steffen mit der Frage auf mich zu, ob ich nicht Lust hätte, die „große Leuchtturmrunde“ mit ihm zu paddeln. So bezeichnen Seekajakfahrer eine Tour, die die größeren und kleineren Leuchttürme der Außenweser wie auf einer Perlenkette aufreiht. Eigentlich wollten wir zu dritt los, wegen einer Absage Stefans starteten wir aber nur zu zweit. Los ging es am Pfingstsamstag bei guten Bedingungen in Kutterhafen Wremen. Sonnenschein und ein leichter Nordwind Stärke 2, wie vorhergesagt. Südlich an der Sandbank Robbenplate entlang war dies auch der erste Turm, den wir passierten. Weiter ging es entlang des Fedderwarder Fahrwassers zum Leuchtturm Hohe Weg. Im Fahrwasser passiert uns der 290m lange Kreuzfahrer „Costa Favolosa“, der in Bremerhaven gestartet war. Er war schon recht groß, aber der später nachfolgende Maersk Containerfrachter war mit 400 Metern Länge noch um einiges mächtiger. Über Funk konnten wir hören, wie die Sportboote angewiesen wurden, das Fahrwasser zu verlassen. An der Tegeler Plate vorbei ging es für uns entlang des Windparks Nordergründe zur „Alten Weser“ und dann weiter zu dem wohl idealtypischsten Leuchtturm, dem „Roter Sand“. Er liegt von Wremen aus gesehen genau auf halben Wege nach Helgoland. Wenn man hier nicht die Kurve kriegt, ist die einzige deutsche Hochseeinsel dann das Nächste, was man sieht.

Dank guter Planung waren wir ziemlich genau zum Tidenkipp dort und sind dann mit der Flut entlang der Mellum Plate wieder zum „Hohe Weg“ zurückgefahren. Am Fuß des Leuchtturmes haben wir gekocht und biwakiert. Für Sonntag hatte der Wetterbericht ebenfalls nur 2 bis 3 Windstärken angesagt, dies wurde am Samstagabend und im Laufe des Sonntags jedoch mehrfach nach oben korrigiert. Mit ablaufend Wasser und einem noch immer gutmütigen Wind paddelten wir zunächst wieder stromabwärts nördlich um den Turm „Tegeler Plate“ um dann stromaufwärts ins Wurster Fahrwasser zu steuern.  Dieses war früher das Hauptfahrwasser, weshalb dort mehrere alte Leuchttürme stehen. Heute ist es ein Revier, in dem man nur noch Fischer und gelegentlich ein Sportboot sieht.

Der Wind frischte langsam auf und wir konnten auf hohen achterlichen, gegen den Strom anlaufenden Wellen hervorragend surfen. Die Türme vom Untereversand sowie die beiden „Meyers Legde“ Türme am Südrand von Südeversand sind stark baufällig. Das Betreten ist nur noch für Möwen und Kormoranen gestattet. Sie haben dort große Brutkolonien, was man aus der Nähe auch gut riechen kann.

Die kräftige Sonne ist uns treu geblieben und hat gemacht, was die Prognose angekündigt hat. Nur der Wind wollte anders. Zum Ende der Fahrt mussten wir im Prickenweg vor Wremen gegen einen kräftigen 5er fahren, für das kurze Stück aber auch kein Problem. Unsere zweitägige Tour war 110 km lang und sicherlich nicht meine letzte Fahrt im Wattenmeer.