RSTT 2022 am Sportparksee

ein Bericht von Stefan Villena-Kirschner

Darauf hatten viele SeekajakfahrerInnen lange gewartet: Nach einer Corona bedingten Unterbrechung gab es in diesem Jahr endlich wieder ein Regionales Sicherheits- und Techniktraining für SeekajakfahrerInnen nach dem Standard der Salzwasserunion e. V. Dieses fand, wie schon oft in Bremen, in Kooperation mit dem LKV-Bremen statt. Die Leitung lag wieder bei Elke Grunwald. Zur Vorbereitung auf Küsten- und Großgewässerfahrten hat sich das RSTT in Bremen zum Saisonbeginn einen festen Platz in der Norddeutschen Seekajakszene erworben.

Ca. 60 TeilnehmerInnen aus der Region kamen am 23. April bei einer leichten Brise an den Grambker Sportparksee. Neben zahlreichen BremerInnen und „Umlandbremern“ waren Trainer und Gäste u.a. aus Oldenburg, Hamburg, Osnabrück, Lüneburg und Hannover angereist. Sie alle hatten sich auf einen mit trockenen und nassen Übungen prall gefüllten Tag vorbereitet. Die seegängigen Kajaks und die Ausrüstung am Körper der Teilnehmer waren auf die rauhen Bedingungen der norddeutschen Küstengewässer abgestimmt. Schließlich ging es darum, Sicherheitstechniken auch für schwierigere Verhältnisse im noch ca. 12 Grad frischen Wasser einzuüben und weiterzuentwickeln. Viele kommen seit Jahren, um die erlernten Techniken immer wieder aufzufrischen und zu verbessern.

Sigi demonstriert effiziente Geradeausfahrt

Am Vormittag wurden wichtige Sicherheitsaspekte vor allem der Ausrüstung in kurzen Lerneinheiten zunächst theoretisch erörtert. Rasch ging es aber auf’s Wasser, um Grundtechniken für effizientes und ausdauerndes Fahren sowie eine technisch versierte Bootsbeherrschung ganz praktisch zu üben. Die Übungen dienen nicht nur dazu, den Risiken und Herausforderungen des Seekajaksports zu begegnen. Vielmehr zeigt sich für die Teilnehmer immer wieder, dass mit der zunehmenden Bootsbeherrschung auch der Spaß am Kajakfahren deutlich steigt: Dazu wurden z.B. „aktives Sitzen“, Kraftschluss zum Boot, die so wichtige Oberkörperrotation, die Beinarbeit und die Paddelführung als Voraussetzungen für effizientes (Vorwärts-)Paddeln auf langen Touren trainiert. Es folgten Techniken zum Richtungswechsel wie Kanten, Lehnen, Bogenschlag, Bug und Heckruder. Die Übung der flachen Stütze als grundlegende Paddeltechnik zur Vermeidung von Kenterungen z.B. bei Wellengang wurde ebenfalls spielerisch geübt. In der Pause am Mittag ging es an den sonnigen Strand. Das gute Wetter blieb den Teilnehmern auch am Nachmittag treu, allerdings nahm der Wind noch einmal auf etwa 5 Beaufort zu, sodass sich das Training realistischeren Bedingungen etwas annäherte. Der Wind vertrieb die Gruppen mit je etwa 6 Teilnehmern recht flott, nach Westen sodass zwischen den Übungen immer wieder nach Osten aufgeholt werden musste – fast, wie es auf dem Meer passieren kann.

Wiedereinstieg mit „heel-hook“

Auch der zweite Teil des Tages begann mit kurzen Trockenübungen zu Partnerrettung oder assistiertem bzw. Solo-Wiedereinstieg in das Boot nach einer Kenterung. T-Lenzung und Heel-Hook standen auf dem Programm, also die Entleerung des vollgelaufenen Cockpits und der eigentliche Wiedereinstieg mittels „Fersen-Haken“ – wenn man unbedingt nach einer deutschen Übersetzung sucht.

Bei Schleppübungen mit der Schleppleine, die auf Großgewässertouren in Gruppen nicht fehlen darf, kommt es vor allem auf eine zügige Abfolge bestimmter Handgriffe an. Diese wollen immer wieder eingeübt sein, damit es auch bei Wellengang oder Kabbelwasser klappt.

Nicht zuletzt wurde natürlich die berüchtigte Eskimorolle als effizienteste Methode der Selbstrettung demonstriert und die relativ neu im Ausbildungsprogramm enthaltene „Hand-of-God-Rettung“ von bewusst- oder hilflosen „Kenterbrüdern und -schwestern“ vorgeführt.

Die Eskimorettung, gewissermaßen als Rolle mit Hilfestellung, probierte dann aus, wer wollte. Für den Erwerb des A2-Scheins gehörte das zur Pflicht.

Die Teilnahme am RSTT und das ggf. erhaltene Testat hilft den Teilnehmern ihre Fähigkeiten und ihre Kenntnislücken bei anstehenden Großgewässer- und Küstenfahrten auch selbst besser einschätzen zu können. Nach dem dichten Programm und gemachten Lernfortschritten konnte man auf dem Parkplatz viele erschöpfte und zugleich zufriedene Gesichter beim Aufladen der Boote beobachten. In dem geschäftigen Treiben waren auch Verabredungen zum RSTT 2023 zu hören.

Also, dann! Bis dahin!

ein Videobericht des Tages von Ronald Schnor